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You can’t stop the waves …

Atemlos sitze ich im Line-up. „Scheiße, man“, geht mir wirklich als erstes durch den Kopf. Meine Arme brennen, mein Mund schmeckt nach Salzwasser, mein Rachen brennt. Meine Kondition ist offensichtlich jenseits von Gut und Böse. Die Leash (das Ding, womit das Board an meinem Knöchel verbunden ist) hat in den vergangenen Waschgängen so an meinem Fuß gezerrt, dass die Haut dort rot wird und brennt.

Offensichtlich fehlt es mir an Kondition. Deshalb kriege ich jetzt schon nach 15 Minuten Paddel-Action keine Luft mehr und frage mich, was ich hier eigentlich mache. Im saukalten Ozean. Mit einem Brett. In einem Anzug. Die erste der Fragen kommt mir zugegeben öfter. Wahrscheinlich stellt man sie sich generell im Leben das ein oder andere Mal. Die Antwort ist mal mehr, mal weniger einfach.

Immerhin: Auf meinem Weg ins Wasser habe ich mich nicht von der durch die anrollenden Monster-Wellen aufkommenden Panik überwältigen lassen, sondern brav abgewartet.

Timing entscheidet: Wellen kommen in Sets, also immer ein paar hintereinander, dann ist kurz Pause. Und dann paddelt man besser los, sofern man irgendwann weiter hinten ankommen will.

Adrenalin ist notwendig, damit der Körper „performt“. Panik entzieht die Energie, die ich für diese Performance brauche. Adrenalin für den Moment okay, Panik nicht. Immerhin das kann ich mittlerweile – wenn auch eher grob.

Jetzt ist alles ruhig. Ich sitze in der „Sicherheitszone“. Fast entspannt, wie auf einem riesengroßen dunkelblauen fliegenden Teppich. Die Wellen bauen sich auf und wiegen mich auf meinem Board hin und her. Hinter mir höre ich sie donnernd brechen, denn sie sind heute größer als meine Komfortzone.

Nun könnte man sich fragen, warum ich überhaupt erst rausgepaddelt bin. Warum ich nicht nach der dritten Wellen-Waschmaschine eingesehen habe, dass heute vielleicht nicht der Tag ist, um sich seinen Ängsten zu stellen und persönliche Grenzen zu verschieben.

Die Antwort ist bei mir einfach: Wenn ich danach gehe, wann der richtige Tag ist, mache ich es nie. Das gilt für die Steuererklärung oder Zahnarzt-Termine genauso wie für größere Wellen. Um mit der Angst leben zu können, muss ich mich daran gewöhnen. Deshalb sitze ich hier. Den Kalenderspruch “You can’t stop the waves but you can learn to surf”, erspare ich uns an dieser Stelle.

„Es wird besser werden“, rede ich mir gut zu. In diesem Moment muss ich an meine Steuererklärung denken, die ich seit Jahren auf den letzten Drücker erledige (und jedes Jahr artet es in einer Katastrophe aus) – und muss kurz lachen. An manches gewöhnt man sich vielleicht doch nie.

Also bleibe ich erstmal sitzen. Beobachte. Fokus auf den Moment und so.

Und Surprise: Desto länger ich da so rumsitze und medium-professionell von links nach rechts paddele (immer schön dort, wo keine Welle bricht), desto mehr gewöhne ich mich an die Situation.

Natürlich bleibt die Angst, es könnte jeden Moment eine Monster-Welle aus dem Nichts auftauchen und über mir zusammenbrechen (es wäre nicht das erste Mal). Schließlich sitze ich in einem Ozean, einer letztlich wenig kontrollierbaren Naturgewalt. Aber in diesem Moment bleibt mir nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass ich die Monster-Welle früh genug bemerken würde oder dass – falls es passiert – ich mit der Situation umgehen kann (stellt euch an dieser Stelle gerne ein leichtes ironisches Schmunzeln vor).

Irgendwann wird mir allerdings eine Sache klar (Achtung, jetzt passiert ganz große Logik): Wenn ich jemals wieder wieder zurück an den Strand will, brauche ich dazu wohl eine Welle.

Also paddele Richtung der sich aufbauenden Wasserwand …

Die ersten beiden Male kneife ich und ziehe mein Board im letzten Moment zurück. Der Schaum klatscht mir ins Gesicht: Feigling!

Die dritte Welle paddele ich an, nehme Fahrt auf, schaffe es in die Welle und stehe auf. Ich freue mich – leider etwas zu früh – denn ich drehe das Board nicht rechtzeitig zur Seite um die Welle abzureiten, der Schaum der brechenden Welle bringt mich ins wanken, und ich falle in die kalte Waschmaschine.

Eine Welle nach der anderen spült mich näher an den Strand, ich verliere das Gefühl für oben und unten, und mir bleibt nicht viel übrig als meinen Kopf zu schützen und das Beste zu hoffen. Wie war das nochmal? Hier, dings … bloß keine Panik.

Als ich mich aus dem Wasser schleppe, bin ich mittel-enttäuscht, aber glücklich (das ist das fiese am Surfen, es bringt einen an den Rande des emotionalen Wahnsinns und man paddelt doch wieder raus …).

Fast könnte man meinen, ich will einen Anti-Surf-Beitrag schreiben, aber das ist natürlich überhaupt nicht das Ziel. Das Ziel ist, zu zeigen, worum es beim Surfen (auch) geht:

Um Timing, Geduld, und Durchhaltevermögen. Es geht darum, mit Ängsten umzugehen und Panik zu kontrollieren. Deshalb ist Surfen auch ein extremer Sport, nicht nur körperlich.

Und was ist jetzt mit den unbeschreiblichen Glücksmomenten, wenn alles stimmt, und die softe Baby-Welle mich bei bestem Wetter bis an den Strand trägt, mit fröhlicher, hawaiianischer Musik im Hintergrund? Die gibt’s natürlich auch. Sie sind theoretisch das Ergebnis von Timing, Ruhe bewahren, sich selbst motivieren und der nötigen Fitness. Mit Theorie hat es der südfranzösische Atlantik nur leider nicht so.

Für mich ist Surfen eine der besten Sportarten, die mich auf körperlicher, emotionaler und psychischer Ebene immer und immer wieder herausfordern und stärken.

Enjoy

Tina

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Cool sein: Nix für Warmduscher:innen

Galizien. Fast kann ich es nicht glauben: Eben noch musste ich wegen dem Sprühregen in Nordspanien den Scheibenwischer auf die höchste Stufe stellen und langsamer fahren, und im nächsten Moment (OK zugegeben, es liegen 4 Stunden Fahrt hinter mir) komme ich auf einem Parkplatz mit direktem Blick aufs Meer an – bei strahlendem Sonnenschein und mit dem Campingplatz gleich nebenan. Als wäre nix gewesen.

Vorfreude steigt in mir auf, aber nicht nur wegen der Aussicht: Ich sehne ich mich nach einer warmen Dusche. Überhaupt eine Dusche wäre gut.

Warum ich länger keine hatte? Ich wollte cool sein wie die anderen großen Vans, und habe das Wochenende auf einem normalen Parkplatz verbracht – mit Trenntoilette und ohne Strom oder Privatsphäre. Im Meer baden fiel wegen der Kälte aus, das hätte auch kein Winter-Wetsuit der Welt geändert. Also fetteten meine Haare vor sich hin.

Als sich schließlich noch Starkregen und Gewitter über dem sonst so schönen Oyambre Beach breitmachten und sich der Parkplatz in eine Matsch-Hölle verwandelte, fand ich Cool-Sein plötzlich doch nicht mehr so wichtig, und fuhr durch die schwarzen nordspanischen Wolken-Regenwände Richtung Galizien.

Nachdem die ersten Starkregen-Schübe überstanden waren, wurde das Wetter mit jedem Kilometer Richtung Westküste schöner. Als würde sich nach und nach eine goldene Tür auftun. Das erinnert mich daran, dass man die Türen manchmal eben selbst öffnen muss, damit sich was ändert. Oder sich zumindest mal leicht dagegen lehnen und schauen, ob sich was tut.

Nach der Surf-Spot-Inspektion genieße ich die Campingplatz-Annehmlichkeiten: Mal wieder richtig abspülen und mich wieder „auffällig“ installieren. Stühle raus. Tisch decken. Routine entwickeln – vor allem eine mit Körperpflege.

Freudig dackele ich also mit meiner DM-Tüte (aka der ultimative Dusch-Kulturbeutel) Richtung Duschhaus. In der Kabine drücke ich den Knopf, warte die erste kalte Ladung Wasser ab … und drücke nochmal. Gedulde mich. Fühle vorsichtig mit der Hand …

Drücke nochmal. Fühle nochmal. Leichter Temperatur-Anstieg? Eher Wärme-Fata Morgana. Nochmal drücken … Die kalten Strahlen lassen die Halluzination verschwinden, und mit jedem Zentimeter neuer Gänsehaut festigt sich die Einsicht: Warm wird hier heute gar nichts mehr.

Eine halbe Minute später ist das Spa-Erlebnis vorbei, und mein Körper eine seltsame Mischung aus durchgefroren, sauber und aktiviertem Kreislauf. Das muss das Geheimnis der Kaltduscher:innen und Eisbader:innen sein.

Der Föhn muss schließlich ausgleichen, was die Dusche nicht halten konnte – Grüße gehen raus an den funktionierenden Stromanschluss.

Anschließend bin ich trotzdem zufrieden. Wahrscheinlich, weil ich auf Reisen meist glücklich bin. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass die Duschen irgendwann wieder wärmer werden. Ganz sicher aber, weil ich weiß, dass ich richtig bin, dort, wo ich bin: Das Gefühl im Bauch zu haben, schlägt jede warme Dusche (gewagtes Statement, ich weiß :D).

Auf nach Galícia!

Galizien selbst hat mich komplett überrascht: Wunderschön, wild, mit Steilklippen, sattgrünen Wiesen und guten Surf-Spots! Ende September für Frostbeulen wie mich vielleicht schon an der Grenze, aber definitiv machbar – sofern die Dusche warm wird 😉

Enjoy

Tina

Die Sonne scheint durch den Pinienwald in Frankreich
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Sommerweh

Eine leichte Brise streicht durch die Pinien und transportiert dessen unverwechselbaren Duft in meine Nase. Ich atme tief ein. In meinem Kopf erscheinen Bilder.

Bilder von lauen Spätnachmittagen, an denen ich, verschwitzt, klebend, voller Sand und glücklich auf meinem Beach-Fahrrad nach Hause zur Surf-Lodge fahre. Mein Surfboard liegt nach getaner Arbeit neben mir auf den Racks. Es ist ruhig, ich höre wie die Räder die trockenen Pinienhalme knackend überfahren. Schwerfällig und glücklich trete ich in die Pedalen, wärend die Abendsonne mein Gesicht wärmt, in dem Zink-Reste kleben. Der Fahrtwind kühlt genau richtig und hält mir die Haare aus dem Gesicht.

Der einmalige und unverwechselbare Duft aus Pinien, Sonnencreme und Meersalz hat sich für immer in meinen Kopf eingebrannt und ist mit dem wohligen Gefühl von Glück und Zufriedenheit in diesem Moment verbunden.

Als mich die ersten Regentropfen treffen und mich in die Realität zurückholen – in der es fast noch Winter und der Himmel grau ist – schleicht sich eine Mischung aus Gefühlen in mir hoch, die ich nicht anders beschreiben kann als Heimweh. Nur eben nach Sommer, anstatt nach einem Ort.

Sommer-weh.

Die Sonne scheint durch den Pinienwald in Frankreich

Eingefrorener Surfer-Lifestyle

Mir fehlt die wohlige Wärme der Abend-Sonne, dessen Kraft die Duftnoten „Pinie“, „Sonnencreme“ und „Meersalz“ erst so richtig entfalten kann. Wie ein Parfum, dass erst auf der Haut so richtig zur Geltung kommt.

Mir fehlen die Surf-Sessions in soften Sommer-Wellen, in denen man im Wetsuit an zu schwitzen fängt.

Es fehlt mir, dass das Leben nach den Gezeiten (und damit den besten Wellen) getaktet wird, immer mit diesem kleinen Angstgefühl im Bauch, man könnte ein Meeting ausgerechnet in das beste Zeitfenster zum Surfen gelegt haben. (würde ich ein Meeting unter falschem Vorwand für die Wellen verschieben? Niemals! …)

Dann fehlt mir das zufriedene Gefühl, völlig ausgepauert nach einer guten Surf-Session nach Hause zu fahren, in dem Bewusstsein, für die nächsten Tage alle meine Muskeln bis ins Detail zu spüren (jaja, ich weiß, mit der richtigen Ausrüstung surft man auch im Winter gut, interessiert hier aber gerade niemanden …).

Mir fehlt es, Barfuß zu laufen, auch wenn der heiße Sand mir nicht nur einmal die Füße weg gebrannt hat (Pro-Tipp: Socken).

Mir fehlt es, abends bei lauer Brise am Strand zu sitzen. Mir fehlt es, spektakuläre Sonnenuntergänge zu beobachten, bei denen die Temperatur zu dem passt, was der Himmel verspricht.  

Mir fehlt es, dass alles etwas langsamer geht, und irgendwie aber doch mehr los ist, dass alle irgendwie alles etwas lockerer nehmen und etwas umsichtiger sind (weil Sonne und besser drauf und so).

Hier im kleinen französischen Dorf, fehlt mir sogar ab und an der Sommer-Touri-Troubel (erinnert mich im Sommer nochmal dran). Es fehlt mir, die verschiedenen Vans in allen möglichen Ausführungen zu beobachten und die  Surf-Anfänger:innen den Zauber der ersten Wellen feiern zu sehen (bis sie mir dann im Wasser die Vorfahrt nehmen und mich überfahren).

Als der kalte Wind erneut durch die Pinien und scharf durch mein Gesicht zieht, lautet mein Fazit: Mein zuckersüßer Surfer-Life-Style passt einfach nicht gut zum Winter. Und ich auch nicht.

„Bald“

Ich atme nochmal tief ein und merke: Es reicht. Es war genug Winter. Es war kalt und ruhig genug. Ich hab genug genölt. Es ist Zeit für Sonne und Meer und Aktivität. Surfen, in meinem Fall.

Wie früher, als ich klein war und Heimweh bekam, sagte man mir: „Es dauert nicht mehr lange“, oder „bald bist du wieder zuhause“. So richtig habe ich das nie geglaubt.

So richtig glaube ich es auch jetzt nicht, schließlich sind wir im April, es sind maximal 13 Grad und die letzten zwei Tage hat es aus Kübeln geschüttet.

Aber, ich bin geduldig. Als die Tropfen mehr und größer werden, spanne ich den Schirm auf, und denke: „Immerhin, der Himmel hat auch Sommerweh“, und damit gebe ich mich zufrieden.

Enjoy

Tina


Tina etwas Gutes tun

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Blaue Sitze im Zug
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Adventure-Game Zugreise, Endgegner: Deutsche Zugreise-Unternehmen

Ich stehe am Aachener Hauptbahnhof und frage mich, ab welchem Moment eingefrorene Füße wirklich kritisch werden können. „Das dauert“, habe ich den Kommentar einer Freundin im Ohr. Für den Moment halte ich mich daran fest.

Ich spüre meine seit einer ganzen Weile nicht mehr, denn ich habe a) das falsche Schuhwerk für Deutschland an und b) hab mich trotz schlechter Reviews und Erfahrungswerte wieder mal aufs Adventure-Game Zugreise eingelassen.

Spiel-Start: Kölner Hauptbahnhof

Heute Morgen war klar, dass der Zug einer internationalen Zuggesellschaft, nennen wir ihn „Zug E“, der mich von Köln nach Paris bringen sollte, bereits so viel Verspätung haben würde, dass ich meinen Anschluss nach Bordeaux definitiv verpassen würde. Ich wusste also, dass ich schon am ersten Level des Spiels Zugreise scheitern würde, bevor ich überhaupt eingestiegen war. Man könnte sagen, das ist „Next Level“, aber im Grunde sind wir es ja leider gewohnt.

„Da fährt aber normalerweise auch noch ein Zug früher“, brachte mich eine Freundin auf eine hoffnungsvolle Alternative. So dackelte ich morgens um sechs bei gefühlt minus 100 Grad mit meinem 50-Kilo-Koffer (zum Glück übertreibe ich ungern) zum Kölner Bahnhof. Das Erste, was ich dort sehe: Der Zug E nach Paris um 6:44 Uhr fällt aus. Surprise!

Durch die Geheimtür nach Aachen oder: Regio statt erste Klasse!

Doch dann finde ich eine Geheimtür im Spiel: Den in kaltem weißen licht leuchtenden Eingang zum Reisezentrum eines nächsten Zugreiseunternehmens, nennen wir es „Zug D“, wo mir eine Mitarbeitende selbstbewusst eine Alternativ-Verbindung schildert. Stimmt, warum bin ich nicht selbst auf die mit drei Umstiegen beladene Geheim-Verbindung gekommen?!

Das Hoffnung steigt. Aber auch der Gaming-Adrenalin-Pegel. Anstatt, wie auf meinem Ticket „1. Klasse Köln-Paris direkt“, soll ich nun mit einem Regionalzug erstmal nach Aachen. Dort würde ich in einen schnelleren Zug bis Brüssel steigen und einen frühere Verbindung nach Paris erreichen – und damit auch meinen Anschluss nach Bordeaux. Spiel-Tag gerettet – vielleicht.

Ich sage lebewohl zu meiner Direktverbindung mit Premium-Platz in Zug E und schalte mir das nächste Level frei: Natürlich muss ich das zusätzliche Ticket für den schnelleren Zug D nach Brüssel bezahlen, weil es zwei unterschiedliche Reise-Anbieter sind und ich ja nun auf meinen Erste-Klasse-Platz im Zug E verzichte. Den Regio bezahle ich nur nicht, weil ich noch ein Deutschland-Ticket in Petto habe. Die Ironie kennt keine Grenzen im Adventure-Game Zugreise.

Das erkennt auch die Mitarbeitende im Reisezentrum. „Viel Glück“ und einen mitleidvollen Blick gibt sie mir als gratis Goodie mit auf den Weg.

Die neue Spiel-Strategie erweist sich mit jedem Blick auf die Anzeigetafel in Köln als tückisch: Der Regionalexpress hat bereits bei Abfahrt einige Minuten Verspätung und sammelt nochmal beachtliche 30 Minuten auf dem Weg nach Aachen ein.

Verfrorene Hoffnung auf Weiterreise: Game over im zweiten Level?

Kurz: Als ich in Aachen ankomme, ist der gewünschte Anschluss bereits auf dem Weg nach Brüssel – und zwar ohne mich. Level 2: Nicht geschafft. Damit ist klar, dass ich den Anschluss nach Bordeaux nicht mehr erwische und mir den Umweg hätte sparen können. Verbleibendes Leben: Der Zug E nach Paris, den ich ursprünglich (!) in Köln nehmen wollte, denn der fährt zum Glück auch über Aachen.

Fragt sich nur  … wann. Denn so schnell wie er auf der Anzeigetafel aufgetaucht war, ist er auch wieder verschwunden. Niemand weiß etwas – klar, denn wir sind ja auch schon im höheren Spiele-Level.

Statt also – wie ursprünglich geplant – auf meinem gemütlichen, ruhigen Platz in Zug E zu sitzen und Kaffee zu trinken, friere ich mir in Aachen die Füße weg und suche verzweifelt nach einem Cheat-Code (cheaten=schummeln). Gut, dass ich für die Aktion sogar noch draufgezahlt habe. Anscheinend habe ich damit die Special Edition des Adventure-Games Zugreise erworben.

So geht wohl das Spiel Bahnfahrt: Bringe viel Geld mit und traue niemandem, der dir auch nur ansatzweise eine vermeintliche Lösung präsentiert, selbst wenn das Licht des Reisezentrums noch so grell leuchtet.

Da sich dieses Mal kein geheimes Portal öffnet, verbringe ich die erste Stunde Warten in einem Café gegenüber vom Bahnhof, dessen Türen bei Temperaturen um den Nullpunkt sperrangelweit offenstehen. Wahrscheinlich soll es sich niemand zu gemütlich machen, schließlich heißt es „Adventure-Game“ Zugreise und nicht etwa gemütliche Gondelfahrt.

Ich gehe zurück zum Gleis und komme mit einer Gruppe ins Gespräch. Mein Blick bleibt an der Handtasche einer Frau hängen, aus der verheißungsvoll der goldene Hals einer Prosecco-Flasche hervorguckt. Mädels-Wochenende in Paris war der Plan. Kurz überlege ich, ob das der Cheat-Code ist: Gemeinsam eine Mitfahrgelegenheit nach Paris suchen und Prosecco trinken.

Und dann passiert es doch noch: Zug E fährt nach ca. zwei Stunden verheißungsvoll wie der Hogwarts-Express ein und reißt mich aus meinen blubbernden Prosecco-Gedanken. Alle sind einfach nur dankbar, dass überhaupt noch ein Zug kam.

Zugreise durchgespielt: Schlecht umgesetztes und überteuertes Strategiespiel mit unrealistischem Aufbau

Im Zug sitze ich die erste halbe Stunde mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Stress wie angewurzelt auf meinem Platz. Als ich einen Kaffee UMSONST bekomme, bin ich fast etwas misstrauisch. Ich hatte vergessen, dass ich erste Klasse gebucht hatte.

In Paris angekommen, muss ich für weiteres Geld (!) das nächste Level freischalten, denn mein ursprüngliches Ticket bis Bordeaux hat seine Gültigkeit verloren. Immerhin: Ich erwissche den allerletzen Zug des Tages.

Kaum zu glauben: Ich habe das Spiel entgegen aller Erwartungen noch am selben Abend durchgespielt und die Atlantik-Küste in Frankreich erreicht, was ich sehr viel Glück, unglaublich lieben Freunden und vor allem (!) einer aufgeladenen Kreditkarte zu verdanken habe.

Die Reise war anstrengend, ätzend, kostete VIEL mehr Geld als nötig oder geplant, aber brachte mich immerhin mit Menschen in Kontakt und vor allem nach Hause.

Spoiler: Ich renne natürlich noch immer einer Entschädigung hinterher. Game-over!

Enjoy

Tina

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Layover: Die Kraft der Zufallsbegegnungen

Es war eine unruhige Nacht. Etwas benommen krabbele ich in voller Montur, Daunenjacke und etwas zu tief im Gesicht hängender Mütze aus meinem Van.

Am Abend zuvor bin ich auf einem Campingplatz kurz vor der spanischen Küstenstadt Huelva gestrandet. Vielleicht ist „gestrandet“ etwas übertrieben, aber ganz geplant war der Stopp nicht. Zumindest hätte ich vor 24 Stunden noch nicht damit gerechnet, hier zu landen. Aber was war auf dieser Reise (all meinen Reisen …) schon geplant.

Spanischer Reise-Traum mit Hindernissen

Eigentlich sollte es ein spanischer Traum werden, mein Roadtrip (Einsatz: Kastanietten-Geklacker). Und das war es zum größten Teil auch. Mein Herz geht auf, wenn ich an die zwei Wochen im schnuckeligen Conil de la Frontera denke, die ich bei einer guten Freundin (Liebe geht raus an Sarah, no puedo más!) verbrachte. Gemeinsame Surf-Sessions und Film-Abende prägten die Zeit.

Trotzdem blieb, nachdem ich alleine weiterreiste, das Gefühl, sich auf dem richtigen Weg zu befinden, „richtig“ zu sein, am Ende aus.

Warum, unklar. Rückblickend würde ich sagen: Mir fehlte Leichtigkeit – und das ausgerechnet in einem Land, das für seinen entspannten Vibe und seine Lebenslust bekannt ist (Einsatz: Temperamentvolle Gitarrensounds). Ich wollte es so sehr fühlen, dass ich umso verwirrter zurückblieb, als das Gefühl nicht kam.

Tarifa: Traumziel für (Wind)Surfer:innen und Van-Life blieb ein Traum

Mein erstes Ziel nach dem Besuch bei meiner Freundin: Tarifa, eine für Windsurfing und Van-Life bekannte Stadt im südlichen Zipfel Spaniens. Von einigen gelobt und empfohlen, quasi zum Hängenbleiben prädestiniert (und ein echtes Natur- und Windsurfingparadies!), konnte ich nicht viel damit anfangen.

Ich genoss einen Tag in der unglaublichen Natur, die sich um die Stadt herum zieht (Nationalparks mit wahlweise Gebirge, Wäldern und Blick auf den Atlantik), wurde aber mit dem Ort selbst nicht warm. Das kann passieren, ich hatte das schon oft auf Reisen und kann mit solchen Situationen eigentlich umgehen. Doch in dem Moment überforderte es mich.

Richtungswechsel: Mit dem Van Richtung Portugal

Eines Nachmittags kam mir der Gedanke, einfach weiterzufahren. Zugegeben, für so viel spontanes „Nägel mit Köpfen machen“ bin ich nicht bekannt, aber mein Bauchgefühl kann irgendwas in mir aktivieren, dass mich antreibt. Bei Bedarf auch mal im Gallopp.

Ich fuhr also leicht ziellos wieder zurück Richtung Norden, als ich mir das erste mal ernsthaft Gedanken über Portugal machte.

Portugal? Zwar hatte ich mir vorab („nur sicherheitshalber“ – ist klar) Empfehlungen für Campingplätze und Orte eingeholt, aber so richtig sicher war es nicht in meine Reisepläne involviert.

Nach zwei Stunden zwischen Gedanken der ultimativen Freiheit (ich kann fahren, wohin ich will) und der Unsicherheit (ich weiß aber nicht, wohin), entschied ich mich final und bog bei Sevilla Richtung Portugal ab.

Camping bei Huelva: Zufallsbegegnung zwischen Disko und Dusche

Kurz vor Huelva fing es an zu dämmern, und da ich ungerne bei Lidl übernachten wollte, steuerte ich den nächstbesten Campingplatz an – eine reine Zufallswahl.

Das Schöne: Der Platz war voll mit spansichen Tourist:innen (ich mag die Sprache um mich herum). Das Unschöne: Spanische Touristen mögen Ibiza-Sounds, und zwar all night long 😀

So kam es zur meiner anfangs beschriebenen „ich-krieche-etwas-groggy-aus-dem-Van-Performance“.

Wenn ich erst abends ankomme und nur eine Nacht bleibe, denke ich manchmal, dass sich das nicht wirklich lohnt. Nicht nur beim Van-Life, sondern generell. Man kommt an, isst, schläft, duscht (vielleicht) und fährt weiter. So fühlt es sich zumindest an, denn man guckt nicht genau hin. Man nimmt die Atmosphäre oder Menschen nicht bewusst wahr. Dazu bleibt keine Zeit. So ist es auch an diesem Morgen …

… bis „Moin, du kommst auch aus Berlin!“ mir ein Berliner in Dusch-Outfit über den Weg läuft.

So sehr ich es mag, wenn Campingplätze möglichst international aufgestellt sind – in diesem doch leicht verunsicherten Moment meiner Reise auf einen vertrauten Akzent aus Deutschland zu treffen, wirkt wie Balsam auf meiner Seele.

Wir kommen ins Gespräch und ich erfahre, dass er zum ersten Mal ein ganzes Jahr im Wohnmobil gelebt hat. Er arbeitet als Software-Entwickler und ist remote angestellt. Doch er macht auch eine Ausbildung zum Fallschirmsprung-Lehrer. Deshalb ist er genau in dieser Ecke Spaniens.

Wir unterhalten uns bestimmt 30 Minuten spontan über das Leben im Van, übers Arbeiten von überall aus, die Höhen, die Tiefen, über meine Unsicherheiten (er steht immer noch im Dusch-Poncho und Aldi-Tüte da …). „Es gibt immer einen Weg, du machst schon alles richtig“, bestärkt er mich.

Wir verabschieden uns und ich düse hoch motiviert nach Portugal.

Vielleicht war es auch eine Einstellungsfrage, aber von da an läufts.

Zufallsbegegnungen mit Schubkraft

In Portugal werde ich noch viele solcher kleinen, aber einprägsamen Zufallsbegegnungen haben. Rückblickend hatte ich sie auch in Spanien schon. Mal auf dem Campingplatz, mal im Wasser beim Surfen, mal durch Zufall beim Einkaufen.

Und am Ende sind es auch diese kleinen, zufälligen Begegnungen, die mir zeigen, was möglich ist. Die mich antreiben, mich, gemeinesam mit meinem Bauchgefühl, in die richtige Richtung schieben. Menschen, die es vorleben. Deshalb ist keine Übernachtung Zeitverschwendung. Jede Etappe, jeder Richtungswechsel, und erscheinen sie noch so unnötig, sind wichtig dafür, (m)einen Weg zu finden.

Enjoy

Tina

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Mimimi?! Wie ich das „Après-Reise-Tief“ nutze

Mimizan-Plage, Freitagabend, 23:00 Uhr, ca. drei Grad Celsuis.


Mit einer Radkappe weniger, schmerzendem Gesäß und leerem Geldbeutel, aber einem neuen Surfboard im Gepäck, rolle ich auf den stockdunklen und von Sand verwehten Parkplatz „zuhause“ in Frankreich. Eben noch in Portugal, jetzt wieder hier.

Ich stelle den Motor ab. Der Wind heult.
Krass. Was für eine Reise.

Ich bemerke, dass meine Scheinwerfer noch an sind und meinem Nachbarn unangenehm direkt ins Wohnzimmer leuchten, nach dem Motto „I am back!“. Die Rolläden des Nachbarn gehen runter. Ich mache das Van-Licht aus. Party vorbei.

Ich öffne die Tür und bin auf der Stelle erfroren. Der kalte Wind peitscht mir den letzten Rest Energie aus dem Körper, das schwarze Meer töst bedrohlich im Hintergrund.

Kulturbeutel, Brot, Schlafanzughose und den klammen Wetsuit – mehr hole ich nicht aus dem Auto. Nicht mehr heute „Nacht“.

Nach der Reise: Ankommen und runterkommen?

Ich schließe meine Wohnungstür auf und genieße es, in die eigenen ruhigen vier Wände zu kommen. Erstmal Heizung an. In drei Sekunden verwandelt sich die ordentlich hitnerlassene Wohnung (Schulterklopfer für mich) in eine Kleider-Taschen-Chaos-Hölle. Egal.

Nachdem ich mir mit letzter Kraft ein Butterbrot gemacht und die Zähne geputzt habe, fällt die Müdigkeit wie eine aus dem Nichts kommende Monsterwelle über mir zusammen. Leicht benommen schaffe ich es nicht mal mehr in meinen Schlafanzug – und falle in voller Montur ins Bett.

Als ich am nächsten Morgen checke, wo ich bin, geht der Funktionsmodus los: Van ausräumen, Wäsche waschen, sortieren, aufräumen, alles verstauen, Orga für die nächsten Tage, einkaufen. Ich gehe zum Meer und latsche durchs Dorf, um Hallo zu sagen. In den ersten zwei Tagen nehme ich mir keine einzige Minute zum Durchatmen …

… und dann holt sie mich doch ein: Die Stille nach einer Reise.

Der Moment, wenn man wieder in den eigenen vier Wänden sitzt, und denkt: Krass … und jetzt?

Den Schalter umlegen: Von Manuelle Reise-Steuertung auf Zuhause-Autopilot

Es ist schön, „nach Hause“ zu kommen, eine Art Zufluchtsort zu haben. Ein Ort, an dem die Heizung funktioniert, die Dusche warm ist und der Kaffee aus einer elektrischen Maschine serviert wird.

Gleichzeitig ist es für mich immer wieder auch eine herausfordernde Zeit. Ich muss eine neue Routine finden, vergessene Probleme und Unterlagen holen mich ein, ach ja, die Steuer, da war ja was. Vor allem aber ist es eine Zeit, in der mich Wellen der Verarbeitung einholen.

Auf Reisen erlebe und erfahre ich so vieles, bekomme so viele Antworten und gleichzeitig tun sich so viele neue Fragen auf, dass ich unterwegs keine Zeit habe, das alles zu verarbeiten.

Auf Reisen ist immer irgendwas los, muss irgendwas organisiert oder irgendein Surf-Forecast analysiert werden. So viele tolle Menschen, so viele neue Geschichten und Lebensentwürfe und hast du nicht gesehen. Und dann ist irgendwas mit dem Van, Werkstatt suchen, dies das.

Jetzt ist das Konto leer (was ganz Neues!), aber mein Kopf so voll und mein Herz so erfüllt. Das ist mein Reichtum, aber Reichtum muss auch gut verwaltet werden. Deshalb geht die „Arbeit“ nach einer Reise erst los: Was will ich mitnehmen? Worüber will ich mir nochmal näher Gedanken machen? Was war gut, was nicht, was kann besser sein? Wie habe ich mich wo gefühlt?

Das alles braucht Zeit und vor allem Energie. Gleichzeitig entsteht zuhause eine Art Loch, wenn der Reise-Abenteuer-Wahnsinn einem normalen Alltag weicht. Die Gedanken schweifen ab, ich starre in meinen Laptop, was mache ich hier eigentlich. Geld verdienen, ach ja. Okay.

Ich glaube es ist der Kontrast zwischen so intensiv im Moment leben, wie man es auf Reisen fast jeden Tag tut, und dann der Alltagsroutine, die keinesfalls schlecht ist, aber in der auch eher der Autopilot eingeschaltet wird. Dieses „Umschalten“ braucht Zeit und geht besser mit ein paar kleinen Tricks.


Après-Reise-Tief: Was hilft in dieser Zeit nach der Van-Reise?

Danke an … mich?!

Mir persönlich tun verschiedene Dinge gut. Ich versuche, mich möglichst oft in den Moment zurückzuholen und Dankbarkeit zu üben. Hört sich banal und nach Kalenderspruch an – hilft aber!

Jetzt bin ich zu Hause, das ist auch schön. Ich habe Zeit, mich um Liegengebliebenes zu kümmern, den Van sauber zu machen, Freundschaften wieder mehr zu pflegen, neue Ideen umzusetzen, mir die nächsten Ziele zu überlegen und (vor allem) mein neues Surfboard zu bewundern. Ich will versuchen, zufrieden zu sein mit dem, was ist. Denn das ist mehr als genug.

Dabei geht es aber nicht nur um die Dankbarkeit für das, was ich jetzt im Moment habe, sondern auch für das, was war: Dass auf der Reise alles gut gegangen ist, dass ich gesund geblieben bin, dass ich tolle Menschen getroffen und wunderschöne Orte und Surfspots entdecken durfte. Und ganz eventuell danke an mich selbst, dass ich so eine krasse Reise umgesetzt und mir nebenbei noch den Traum vom eigenen Surfboard erfüllt habe. NICE!

Sport und Bewegung: Runterkommen und Reise-Verarbeitung

Ich verarbeite gut, indem ich mich bewege. Ich gehe kilometerweit spazieren, mal mit Musik, mal ohne, mal am Strand, mal im Wald. Mal lasse ich meinen Gedanken freien lauf, mal versuche ich, mich auf das zu konzentrieren, was mich umgibt. Hilft!

Schreiben: Von Reise-Tagebüchern und neuen Surfboards

Aufschreiben hilft, das ist einfach so. Beim Schreiben gehe ich Situationen, Fragen oder Gefühle nochmal durch – und finde nicht immer die perfekte Antwort, aber manchmal viel mehr Klarheit dabei. Das hilft, weil sich das Thema dann „abgeschlossener“ anfühlt und in Kopf nicht mehr so große Wellen schlägt. Was mir aber auch hilft, ist, meine eigenen Reise-Tagebücher nochmal durchzulesen. Fast schon Vergessenes taucht auf, häufig sind es die kleinen Situationen, manchmal aber auch die ganz großen Momente. Das hilft, die Reise nochmal aufleben zu lassen und sich daran zu erfreuen (mein eigenes Board, yes!!).

Hands-on: Umsetzung neuer Ideen in kleinen Schritten

Reise-Tina: „Ich kündige meine Wohnung und lebe vollzeit im Van!“ Zuhause-Tina: „Ist klar. Mach evtl. erstmal deine Steuererklärung“.

Vielleicht kennst du es auch: Die vielen Ideen, die auf Reisen entwickelt werden, und dann doch irgendwo im Alltag untergehen. Was für eine Verschwendung! Für mich persönlich sind diese Ideen super wertvoll, denn auf Reisen wird (zumindest erstmal im Kopf) das möglich, was zuhause nicht mal im Traum machbar erscheint. Das liegt auch an Gesprächen mit Menschen, die diese Träume vielleicht schon umgesetzt haben und ich sehe, was überhaupt alles machbar ist.

Die Kunst ist es dann, diese Träume zuhause nochmal zu überprüfen, sie „realitätstauglich“ zu machen und (ganz wichtig), sie dann in kleine Häppchen zu zerlegen.

Und dann: Dranbleiben. Damit das irgendwie klappt, fange ich wirklich in ganz kleinen Schritten an. Eine Garantie ist das natürlich nicht, aber es steigert die Chancen, dass irgendwann wirklich Veränderung eintritt.

Coaching

In der intensiven Zeit nach einer Reise bietet sich auch ein Coaching total gut an. Es kann Gold wert sein, nochmal mit einer Person gezielt über aufeploppte Fragen zu sprechen. Coaches können vor allem auch dabei helfen, einen Fahrplan für Veränderungen auszuarbeiten und in die Umsetzung zu kommen.

Fazit: Das Après-Reise-Tief akzeptieren und nutzen

Es gibt bestimmt viele Möglichkeiten, sich in der Zeit nach einer Reise wieder zu motivieren. Erstmal ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, wieder im Alltag anzukommen. Anschließend funktioniert das mit der Dankbarkeit und dem Revue passieren lassen auf der einen, und der Umsetzung kleinerer Ideen auf der anderen Seite am besten für mich.

Enjoy

Tina


Hat da jemand Kaffee gesagt …?

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Reisen, surfen und remote arbeiten – träum weiter!

Sanft wecken mich die Strahlen der aufgehenden Sonne aus meinen angenehmen Träumen. Ich strecke mich, habe beste Laune und bin energiegeladen. Vögel zwitschern. Ich schaue durchs Fenster direkt aufs Meer. Das Wetter: top! Die Wellen: ein Träumchen! Deshalb springe ich sofort mit meinem Surfboard ins Wasser. Nach einer unglaublichen Session frühstücke ich, denn obwohl ich gestern Abend erst angekommen bin, ist mein Kühlschrank gut gefüllt. Dann mache ich in Ruhe die nächsten Reisepläne. Anschließend gehe ich in den ganz nah gelegenen Coworking-Space und arbeite ein wenig – dank des Highspeed-Internets läuft alles perfekt. Am Abend hüllt mich der Sonnenuntergang in eine leichtfüßige, friedliche Stimmung. Life’s good.

Dazu kann ich nur sagen: Träum weiter!

Es hört sich immer so traumhaft an: Reisen, neue Orte und perfekte Wellen entdecken und die Kohle dafür einfach von unterwegs aus verdienen. Quasi nebenbei. Und genau das ist es in meinen Augen: ein Traum. Etwas, das wir uns in unserer Vorstellung (oder ich in meiner) ausmalen oder was Instagram uns immer wieder erzählen will, das aber so nicht existiert.

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass viele Menschen dieses Bild im Kopf haben, wenn ich von „Remote-Arbeit“ rede. Zugegeben, ein bisschen hatte ich diese Vorstellung anfangs auch – schade 😀

Die Liste der Gründe reicht von fehlender Routine, verschimmelten Airbnbs mit Vorschlaghammer-Sounds, Erschöpfung vom ständigen Organisieren bis hin zu stockendem oder komplett fehlendem WLAN. Das sind zwar die krassen Schattenseiten des Reisens, aber sie gehören eben teilweise dazu – und erschweren einen normalen Arbeitsalltag.

Für mich persönlich hat es sich deshalb bewährt, Reisen im engeren Sinne einfach vom Remote-Arbeiten zu trennen.

Letztes Jahr war ich mit dem Van in Spanien auf „Workation“. Was locker-flockig aussieht, war schön, aber auch schön anstrengend!

Reisen braucht Zeit

Beim Reisen ist es mein Ziel, in Orte, Landschaften oder Kulturen einzutauchen, Neues kennenzulernen und vielleicht auch ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich der Alltag anfühlt. Surfspots zu testen. Beziehungsweise deren Waschmaschinen. Und das braucht Zeit.

Immer unterwegs – auch im Kopf

Denn Reisen heißt auch, unterwegs zu sein. Vielleicht nicht permanent zu anderen Orten, aber ich habe gemerkt, dass ich im Kopf permanent damit beschäftigt bin, neue Eindrücke wahrzunehmen und mich an neue Rhythmen, Abläufe oder klimatische Bedingungen anzupassen. Deshalb braucht (mein) Reisen Zeit – zum Erleben, zum Organisieren, zum Verweilen, aber auch zum Verarbeiten.

„Manuelle Steuerung“ auf Reisen braucht Energie

In seinem Buch „Slow Travel“ stellt der Autor (keine bezahlte Werbung) unter anderem die Vermutung auf, dass unser Gehirn beim Reisen von Autopilot quasi auf „manuelle Bedienung“ umstellt, weil die normalen Routinen und Automatismen eben nicht funktionieren und wir uns an neuen Orten erstmal zurechtfinden müssen. Diese Beobachtung finde ich spannend und plausibel. Die manuelle Steuerung kostet neben Zeit auch einiges an Energie. Anfangs unterlag ich der Vorstellung, dass ich morgens an einem neuen Ort ankommen, surfen gehen und später dann noch etwas abarbeiten könnte. Und natürlich Natürlich lege ich unterwegs auch mal eine professionelle Foto-Session ein, tippe in einem Café einen Blogartikel oder erledige abends in der Unterkunft noch ein paar Dinge. Aber zwischen all den „Reise-Aufgaben“ einem Vollzeit-Job nachzugehen und sich voll darauf zu fokussieren, halte ich für nicht vollständig realisierbar.

Zumindest nicht, wenn man sich wirklich intensiv mit dem beschäftigen möchte, was oder wer einem auf der Reise begegnet.

Am Ende fühlte ich mich immer wieder unterbrochen oder abgelenkt vom Reisealltag und hatte oft das Gefühl, weder dem Arbeiten noch dem Reisen genug Aufmerksamkeit gewidmet zu haben.

Ortsunabhängiges Arbeiten

Etwas anders sieht es beim ortsunabhängigen Arbeiten aus. Wenn ich mir einen Ort aussuche, an dem ich länger bleibe (zum Beispiel einige Wochen oder Monate) und von dem aus ich nicht schon in der nächsten Woche weiterreisen muss, habe ich die nötige Zeit, mich sowohl auf den Ort einzulassen als auch mir eine Tagesstruktur aufzubauen. Deshalb nehme ich mir fürs Reisen meist frei oder arbeite nur sehr reduziert.

„Ortsunabhängig“ meint in meinem Fall vor allem, dass ich gerne unabhängig von einem Büro an einem bestimmten Ort bin. Nichtsdestotrotz steht mein Bürostuhl nicht am Strand – und das ist z.B. mit Blick auf ein ergonomisches Arbeitsumfeld auch gut so.

Das Schöne?

Suprise: Reisen und Remote-Work sind natürlich kombinierbar. Ich kann zuerst zwei Wochen herumreisen, um mich dann an einem Ort, an dem es mir besonders gut gefällt und wo ich alles habe, was ich brauche, längerfristig zum Arbeiten niederzulassen. Dass das gut tut, hat beispielsweise die AOK auch schon herausgefunden – im Artikel allerdings im Zusammenhang mit der „Workation“, die (oder besser gesagt dessen Bezeichnung) ich mittlerweile kritischer hinterfrage.

Für die, die es interessiert: Darauf achte ich beim ortsunabhängigen Arbeiten:

Enjoy! Tina

Tina Gutes tun

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Ein Dorf mit Häusern und einer Straße.
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Remote arbeiten – Fluch und Segen?

Das Flugzeug setzt in Bordeaux auf. Endlich. Sicher gelandet. Der Puls geht runter (hab Flugangst).

Die Bremsen heulen, danach das übliche Drama: Wer ist am wichtigsten und muss als erstes das Flugzeug verlassen? Alle natürlich. Ich bleibe sitzen, denn ich habe keinen Termin.

Als ich im Gang des Flugzeugs langsam Richtung Ausgang gehe, plumpst die Frau hinter mir bei jedem Mal, das ich auf dem Gang anhalten muss, von hinten gegen meinen Rucksack und tritt mir so oft in die Hacken, dass ich mich schließlich mit bösem Blick umdrehe. Eigentlich gar nicht mein Style, aber nach zwei Wochen Berliner U- und S-Bahn-Wahnsinn bin ich sensibilisiert. Was soll das?!

Warum es alle so eilig haben, das Flugzeug zu verlassen, kann auch die Stewardess nicht verstehen: Mit mitleidvollem Blick schaut sie auf die Daunenjacke, die ich wegen der 28°C, bei denen ich in Berlin ins Flugzeug stieg, über meinem Arm anstatt an mir trage:

„Ziehen Sie die mal lieber an“, empfiehlt sie in fast mütterlichem Ton. Und dann höre ich ein Prasseln …

Der Sprühregen und die 13°C schießen mir schon ins Gesicht, noch bevor ich das Flugzeug ganz verlassen habe. Welcome to Bordeaux, the South of France.

„Cool, mal wieder in die falsche Richtung geflogen“, denke ich mir. Vor zwei Wochen reiste ich aus dem sommerlichen Frankreich in die 5°C kalte Berliner Eis-Hölle, bevor sich das Blatt überraschend wendete und ich am ersten Mai in Top und kurzer Hose durch Berlin-Kreuzerg (hippes Viertel) tanzte. Und nun das.

Ein Hoch auf das ortsunabhängige Arbeiten – vorausgesetzt, man hat sich vorher eingehend mit dem Wetterbericht beschäftigt.

Auf der Zugfahrt vom Flughafen in meine aktuelle Wahl-Heimat (kleines Surfer-Dorf am Atlantik) denke ich über das ortsunabhängige Arbeiten nach. Vor allem überlege ich, wonach ich mein Zuhause auswähle, jetzt wo der Job es mir nicht vorschreibt.

Oft ist es ja so, dass man für einen Job oder ein Studium irgendwo hinzieht. So war es für lange Zeit auch bei mir.

Irgendwann habe ich das „Ich ziehe dahin wo der Job/die Uni ist“ infrage gestellt und den Spieß umgedreht: Ich überlegte mir zuerst, wo ich leben wollte und suchte mir danach einen Job vor Ort. Die Wahl fiel damals auf Berlin.

Ich bemerkte, dass viele das damals als „mutig“ oder „dumm“ hielten, ich sah das aber irgendwie nie so. Für mich fühlte es sich eher normal an. Ich nahm das finanzielle Risiko in Kauf – ich wollte einfach unbedingt wissen, ob es klappen kann.

Es funktionierte, und trotzdem fühlte ich mich nach einigen Monaten in Berlin wieder wie angekettet.

Es dauerte etwas, bis ich herausfand, dass es eher an den Rahmenbedingungen des Jobs lag, dass ich mich unwohl fühlte. Zeitlich und örtlich unabhängig arbeiten zu können, wurde durch diese Erkenntnis für mich zu einem sehr wichtigen Faktor.

So stand ich auf einmal vor einer ganz anderen Frage:

Wohin will ich denn überhaupt? Wo will ich zuhause sein, wie soll mein Alltag aussehen, wenn es mir vom Job her freisteht? Will ich in Berlin bleiben? Woran mache ich das fest? Welche Faktoren helfen mir dabei?

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mir auf einmal so schwerfallen würde, meine Komfortzone Berlin wieder zu verlassen, nun wo ich doch „frei“ war.

Und mit Corona hatte ich auch nicht gerechnet.

In der Zeit wurde mir bewusst, dass ich die Freiheit, ortsunabhängig arbeiten zu können, auch ganz schnell mal wieder verlieren kann. Das rüttelte mich wach.

Schon länger hatte ich den Wunsch, mein Leben nach Frankreich zu verlegen, in einen kleinen Ort am Meer. Ohne S- und U-Bahn, dafür mit Surfbrettern und Pläuschchen mit den Nachbar:innen. Einen krasseren Kontrast zu Berlin hätte ich eigentlich nicht wählen können.

Und doch musste es sein: Schließlich verließ ich Berlin für den kleinen Surfer-Ort in Frankeich. Ich wollte unbedingt sehen, ob es klappen kann. Wie es sich anfühlen würde. Ob der Alltag besser zu mir passen würde.

Das alles ist über ein halbes Jahr her. Als ich, nach einem zweiwöchigen Berlin-Besuch, wieder an meinen Wahlort in Frankreich fahre, fällt mir auf, dass mir der Wechsel gut getan hat. Ein schlechtes Zeichen? Ich glaube nicht – im Gegenteil.

Ich mag Berlin, und ich liebe dieses kleine Dorf in Frankreich. Ich fühle mich an beiden Orten zuhause. Beides inspiriert mich gleichermaßen und doch auf unterschiedliche Art und Weise. Beides ist nicht miteinander vergleichbar.

Ich kann an vielen Orten leben und arbeiten – eine Freiheit, die ich brauche, aber die mich auch manchmal überfordert. Wenn ich nicht weiß, wohin ich gehen soll, wenn ich meine Freund:innen vermisse oder wenn Dinge schiefgehen. Trotzdem überwiegt das Positive.

Und wenn dann an einem Ort das Zuhause-Gefühl entsteht, ist das was richtig Gutes. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis das passiert.

Ich denke, das Zuhause-Gefühl ist (neben anderen Faktoren) ein guter Wegweiser dafür, wo ich länger bleiben möchte. Gleichzeitig will ich die Welt erkunden, um weitere Orte zu finden, die dieses Gefühl auslösen können. Denn ich bin überzeugt, es gibt viele davon. Für mich ist das Remote-Arbeiten trotz der Abstriche (auf beruflicher Ebene z.B. kein persönlicher Kontakt mit dem Team, nicht immer ein abgetrenntes Arbeitszimmer zur Verfügung etc.) nach wie vor der Rahmen der Wahl.

Als ich in meinem kleinen Apartment am Meer ankomme, öffne ich die Tür. Es fühlt sich gut an. Ganz normal. Ich sehe den Ozean, und bin dankbar für diesen Luxus.

Ich schaue mein Surfboard an, wie es zustimmend an der Wand lehnt. Welch ein Glück, im kleinen Surfer-Ort in Frankreich ist das Zuhause-Gefühl da 😊

Enjoy

Tina

Sonnen
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Expertin empfiehlt drei bis fünf „Anti-Business-Momente“ pro Tag

Ich liebe diese Stimmung.

Ich nenne sie so eine Art „Anti-Business-Stimmung“.

Ich bin am Strand. Es dämmert. Die Sonne sinkt langsam, aber sich ins Wasser. Ich nutze die Zeit bis zum Sonnenuntergang für das, was mir nach dem Surfen im Moment am meisten guttut: Spazierengehen. Wie viele Millionen Kilometer ich in den letzten Monaten am Strand und im Pinienwald zurückgelegt habe, keine Ahnung. „Schritt für Schritt“ habe ich anscheinend wörtlich genommen.

Ich stehe oben auf der Düne und beobachte die untergehende Sonne. Die Wellen sind nicht besonders gut – genau genommen gibt es kaum welche. Gleich hinter dem Punkt, an dem sie brechen, ruht das Meer still wie der See.

Umso schöner spiegelt sich die Sonne darin und taucht Horizont und Himmel in ein wohliges Orange. Es ist Mitte Oktober, und abends immer noch 18°C. Für mich als surfende Frostbeule der wahrgewordene Traum vom Indian Summer.

Trotz des ruhigen Ozeans sitzen die letzten Surfer:innen entspannt im Wasser und warten. Die Wellen sind so klein, dass die Surfer:innen schon fast am Strand sind, sobald sie die Welle erwischen. Und trotzdem: Nur zögerlich kommen eine:r nach dem/der anderen aus dem Wasser. Manche bleiben einfach – als ob es morgen keine Wellen mehr gäbe. Als ob es der letzte Sonnenuntergang wäre.

Zugegeben, wenn der Wellen-Forecast für die nächsten Tage schlecht ist oder es der letzte Tag des Surfurlaubs ist, gar keine so abwegigen Gedanken.

Und trotzdem: Ich erkenne auch Menschen im Wasser, die hier wohnen. Sie kosten jede Minute dieses wahnsinnig schönen Sunset-Surfs aus.

Das ist es, das ist das, was ich an dem Leben am Meer, am Modell „Surfen und Arbeiten“ so liebe: Es lädt dazu ein, neben der Arbeit nicht zu vergessen, den Moment voll zu genießen und die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was guttut. Es lädt dazu ein, viele kleine „Anti-Business-Momente“ zu erleben.

Vor allem durch das Surfen wurde ich besser darin.

Eine E-Mail wartet brav im Postfach, wird höchstens irgendwann zu digitalem Schrott. Aber die Wellen oder der Sonnenuntergang, denen ist das herzlich egal, ob du gerade vermeintlich Wichtigeres vorhast. Entweder du nutzt die Zeit, oder du lässt es. Keine Welle und kein Sonnenuntergang sind jemals genau gleich. Vielleicht regnets morgen oder die Wellen sind schlecht – dann bleibt ja auch immer noch genug Zeit, die Mail zu beantworten, die sich wahrscheinlich bis dahin nicht groß verändert hat.

Ich sauge die letzten Sonnenstrahlen auf und fühle Dankbarkeit.

Ich empfehle zwischen drei und fünf „Anti-Business-Momenten“ pro Tag. Das muss nicht am Meer sein. Sollte sich keine Besserung einstellen, kannst du den Moment immer noch nicht genießen und erscheinen dir E-Mails immer noch als wichtiger als der Moment und die Natur, erhöhe wahlweise die Dosis oder die Entfernung vom Laptop.


Für mehr Tipps folgt mir … nicht per E-Mail 😉

Tina

Ein blauer Van, davor eine Wäscheleine mit Wetsuit und Handtüchern. Ein blauer Rucksack und ein Surfboard liegen auf dem Boden
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Alle 11 Minuten verliebt sich jemand ins Vanlife – wie Armors Pfeil mich in Nordspanien traf

Surfen und Arbeiten aus dem Van heraus – ein Workation-Test

Das Gefühl kroch schon eine ganze Weile in mir herum: Ich wollte raus aus Frankreich. Raus aus dem kleinen verschlafenen, aber so langsam für die bevorstehende Saison erwachenden Mimizan-Plage.

Schliesslich hatte ich die letzten 5 Monate dort verbracht. Und zwar nicht mit Surfen, sondern damit, mich mit diversen Kundendiensten zu streiten, und die Basics meiner Wohnung funktionstüchtig zu bekommen. 5 Wochen warten auf WLAN inklusive.

Zeit für einen Wechsel.

Ich wollte rumfahren, mal was anderes sehen und hören, aber vor allem: Surfen. Die Wellen vor meiner Haustür waren seit Monaten (für mich) unsurfbar, der Ozean ein wildes verwaschenes Monster, das nicht zu Ruhe kam. Eigentlich genau, wie ich. Ich brauchte sanftere Wellen, ganz dringend.

Workation-Planung aus dem Augenwinkel

Schon länger hatte ich also die Wellen-Vorhersage der kleinen Bucht Oyambre in Nordspanien im Auge. Parallel dazu öffnete ich (natürlich nur ganz „zufällig“) immer mal wieder den Wetterbericht.

Beides sah in regelmäßigen Abständen ziemlich perfekt aus, sodass mich der Gedanke, in meinen Van zu hüpfen und einfach die Künste entlang nach Spanien zu fahren, nicht mehr losließ.

If you can dream it, you can do it! Stimmt – aber nur wenn man sich dafür kurz mal überschlägt und sonst nix anderes vorhat. Spoiler: Geld sollte auch am Start sein.

Vorstellung: Ich schmeiße einfach ein paar Sachen in den Van und los geht’s …
Realität: Ganz so einfach ist es nicht 😀 Organisation, Einkauf, Reifendruck, Ölcheck etc. kosten mich einiges an Zeit. Erster Gedanke: Vanlife ist nix für mich, viel zu viel Orga. Zweiter Gedanke: Egal. Ich will nach Spanien. (story of my life)

Dieses überwältigende Gefühl, an einen bestimmten Ort zu müssen, ohne dass es einen sehr spezifischen Grund gibt, ist mir nicht neu. Es kann Angst machen und sich komisch anfühlen, aber bisher fuhr ich immer gut damit, diesem Gefühl zu vertrauen.

Meine ganz persönliche Definition von Freiheit

Was soll ich sagen: Mein Gefühl hatte mich auch dieses Mal nicht ge- oder enttäuscht. Ganz im Gegenteil.
Schon die Fahrt zum beschaulichen Oyambre bot Kulissen wie aus einem Reiseführer ausgeschnitten. „Zu Ihrer Linken … die atemberaubenden Pyrenäen und Berglandschaften, satte grüne Hügellandschaft und steinige Höhen … Zu Ihrer Rechten … der azurblaue Atlantik …“

Der absolute Wahnsinn.

Berglandschaft in Nordspanien, davor grüne hügelige Wiesen, blauer Himmel.
Berglandschaft in Nordspanien bei Sonnenuntergang, davor eine grüne Wise mit Kühen und ein paar Häuser.
Eine Bucht am Atlantik, kleine Wellen.



Von der Sekunde an, in der ich im Van saß und wusste, dass ich theoretisch überall hinfahren könnte, ging es mir auf der Stelle gut. Ich denke, das ist – neben dem Surfen meine ganz persönliche Definition von Freiheit.

Workation-Jackpot


Dabei war es ein Test – es war streng genommen der erste richtige Trip, den ich mit meinem Van zum Surfen und Arbeiten machte (Bisschen Urlaub + bisschen Arbeit = Workation). In den letzten Test-Monaten in Frankreich war allerdings ziemlich viel schief gegangen, und so fuhr ich nicht ganz ohne Bedenken Richtung Spanien auf meine erste Test-Van-Workation.

Und dann: BLUBB, BLUBB, BLUBB! (oder so ähnlich) – zerplatzten die Bedenken wie Seifenblasen, als ich auf die kleine Erhöhung des Campingplatzes „Oyambre Beach“ fuhr: Noch bevor ich überhaupt eingeparkt hatte, sah ich bereits das Meer von oben. Das für mich SURFBARE Meer, genauer gesagt. Jackpot.

Ein Campingplatz in Nordspanien, zwei weiße Vans, Blick aufs Meer, dazwischen Bäume.



Softe, entspannte, cleane Wellen rollten in der Bucht heran, als wollten sie mir eine persönliche Einladung an den Strand bringen. Die Sonne schien. Das Line-up war LEER (Line-up: Da, wo man beim Surfen im Wasser auf die Wellen wartet – normalerweise sind immer mehrere Menschen im Wasser). Neben mir campierte ein nettes Pärchen, das meine Leidenschaft teilte. Wir verabredeten uns wahlweise zum Surfen oder zum Wein trinken. Genau mein Style.

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Selten wusste ich so sicher, dass ich zur berühmten richtigen Zeit am richtigen Ort war. Das Gefühl hatte ich vermisst.

Bin reinverliebt.

Surfen, essen, arbeiten, vielleicht nochmal surfen, wieder essen, schlafen. 5 Tage lang. Draußen sein. Umgeben von einer Kulisse, die einen regelmässig daran zweifeln lässt, ob man nicht doch als Figur in einem Reiseführer-Panorama gelandet ist.

Sogar am letzten Morgen vor Abfahrt sprang ich nochmal ins Wasser und ließ mich von den Wellen tragen. Sie besänftigten meine Seele und schenkten mir einen dicken Packen Energie. Als würden sie spüren, dass ich den brauchte.

Nach der letzten Surfsession schmiss ich dann wirklich alles einfach in den Van und fuhr zurück Richtung Frankreich, während die atemberaubende Kulisse nochmal an mir vorbeiflog.

Bin wohl reinverliebt, ins Vanlife!

Muchas Gracias, España.

Eine Frau am Laptop vor einem blauen Van.

Workation in Nordspanien – Impressionen