Galizien. Fast kann ich es nicht glauben: Eben noch musste ich wegen dem Sprühregen in Nordspanien den Scheibenwischer auf die höchste Stufe stellen und langsamer fahren, und im nächsten Moment (OK zugegeben, es liegen 4 Stunden Fahrt hinter mir) komme ich auf einem Parkplatz mit direktem Blick aufs Meer an – bei strahlendem Sonnenschein und mit dem Campingplatz gleich nebenan. Als wäre nix gewesen.

Vorfreude steigt in mir auf, aber nicht nur wegen der Aussicht: Ich sehne ich mich nach einer warmen Dusche. Überhaupt eine Dusche wäre gut.
Warum ich länger keine hatte? Ich wollte cool sein wie die anderen großen Vans, und habe das Wochenende auf einem normalen Parkplatz verbracht – mit Trenntoilette und ohne Strom oder Privatsphäre. Im Meer baden fiel wegen der Kälte aus, das hätte auch kein Winter-Wetsuit der Welt geändert. Also fetteten meine Haare vor sich hin.
Als sich schließlich noch Starkregen und Gewitter über dem sonst so schönen Oyambre Beach breitmachten und sich der Parkplatz in eine Matsch-Hölle verwandelte, fand ich Cool-Sein plötzlich doch nicht mehr so wichtig, und fuhr durch die schwarzen nordspanischen Wolken-Regenwände Richtung Galizien.
Nachdem die ersten Starkregen-Schübe überstanden waren, wurde das Wetter mit jedem Kilometer Richtung Westküste schöner. Als würde sich nach und nach eine goldene Tür auftun. Das erinnert mich daran, dass man die Türen manchmal eben selbst öffnen muss, damit sich was ändert. Oder sich zumindest mal leicht dagegen lehnen und schauen, ob sich was tut.
Nach der Surf-Spot-Inspektion genieße ich die Campingplatz-Annehmlichkeiten: Mal wieder richtig abspülen und mich wieder „auffällig“ installieren. Stühle raus. Tisch decken. Routine entwickeln – vor allem eine mit Körperpflege.
Freudig dackele ich also mit meiner DM-Tüte (aka der ultimative Dusch-Kulturbeutel) Richtung Duschhaus. In der Kabine drücke ich den Knopf, warte die erste kalte Ladung Wasser ab … und drücke nochmal. Gedulde mich. Fühle vorsichtig mit der Hand …
Drücke nochmal. Fühle nochmal. Leichter Temperatur-Anstieg? Eher Wärme-Fata Morgana. Nochmal drücken … Die kalten Strahlen lassen die Halluzination verschwinden, und mit jedem Zentimeter neuer Gänsehaut festigt sich die Einsicht: Warm wird hier heute gar nichts mehr.
Eine halbe Minute später ist das Spa-Erlebnis vorbei, und mein Körper eine seltsame Mischung aus durchgefroren, sauber und aktiviertem Kreislauf. Das muss das Geheimnis der Kaltduscher:innen und Eisbader:innen sein.
Der Föhn muss schließlich ausgleichen, was die Dusche nicht halten konnte – Grüße gehen raus an den funktionierenden Stromanschluss.
Anschließend bin ich trotzdem zufrieden. Wahrscheinlich, weil ich auf Reisen meist glücklich bin. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass die Duschen irgendwann wieder wärmer werden. Ganz sicher aber, weil ich weiß, dass ich richtig bin, dort, wo ich bin: Das Gefühl im Bauch zu haben, schlägt jede warme Dusche (gewagtes Statement, ich weiß :D).
Auf nach Galícia!
Galizien selbst hat mich komplett überrascht: Wunderschön, wild, mit Steilklippen, sattgrünen Wiesen und guten Surf-Spots! Ende September für Frostbeulen wie mich vielleicht schon an der Grenze, aber definitiv machbar – sofern die Dusche warm wird 😉
Enjoy
Tina





